Die Friedensbewegung an Rhein und Ruhr ist weiter aktiv. Die Themen, um auf die Straße zu gehen, gehen auch nach der Abkehr der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa, nicht aus. Unter dem Aufruf: „Am Tag der Deutschen Einheit: Auf nach Kalkar, für Abrüstung und Verständigung!“ versammelten sich auch dieses Jahr wieder hunderte Friedensfreund*innen am Schauplatz für Kriegsführung am Niederrhein, in Kalkar.
Neben dem längst ausgebauten und verbunkerten Leitzentrum für Kriegsführung für den Luftraum wurde nun auch die Schaltzentrale für Kriegsführung in den Weltraum eingeweiht. Kriegsministerin, Frau Kramp-Karrenbauer, ließ es sich zum Anlass der Einweihung nicht nehmen, persönlich vorbeizuschauen und zu verkünden, dass mit dem Ausbau der Operationsbasis nun auch der Weltraum ins Zielgebiet der NATO-Streitkräfte am Standort Kalkar/Uedem gerückt worden sei. Den Aufbau nannte sie als Zusammenwachsen zu dem, was zusammen gehört. An den Kriegsvorbereitungs-plänen der NATO soll nicht mehr gerüttelt werden.
75 Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges stehen die Zeichen in Europa auf Aufrüstung, Militarisierung und gefährlicher Konfrontation. Ungeachtet der Corona-Krise hält der Konfrontationskurs der NATO weiter an, mit Aufrüstung und Militärmanövern in Osteuropa. Dabei spielt der Luftwaffenstützpunkt Kalkar/Uedem eine wichtige Rolle. Kalkar/Uedem ist derzeit nach Luftwaffeninformationen bereits einer der bedeutendsten Standorte der NATO weltweit. Militarismus weltweit und auch am Niederrhein!
Bis Anfang 2021 soll der Standort für mehr als 200 Millionen Euro noch weiter ausgebaut werden. Hier befinden sich mit dem Combined Air Operations Centre der NATO und dem Zentrum Luftoperationen maßgebliche Einrichtungen der Luftwaffe von NATO und Bundeswehr. Sie steuern z.B. die NATO-Flugmanöver an der russischen Grenze. Die Kommando- und Kontroll-Zentrale Kalkar/Uedem ist auch eine Drehscheibe für den Drohnenkrieg.
Die Standorte Kalkar und Uedem werden mit Steuermitteln zur Steigerung der Kriegsführungskapazität weiter ausgebaut. Sollte das die Menschen , die hier leben, nicht unsicher machen? Gleichzeitig Führungszentrum und Schaltzentrale für Kriegsziele zu sein und sogleich Zielpunkt für Gegenschläge des sogenannten Feindes? Das lässt Friedensfreundinnen und –Freunde an Rhein und Ruhr und am Niederrhein nicht ungerührt.
Vor den Toren der Von-Seydlitz-Kaserne versammelten sich die Friedensaktivisten in diesem Jahr, um am 3. Oktober 2020 für den Frieden und für die Schließung der brandgefährlichen Anlagen in Kalkar/Uedem, die unser aller Leben bedrohen, zu demonstrieren. Auftakt bildete ein Beitrag Jannik Berbalks von Fridays for Future, aus Kleve, der in seiner Rede hervorhob, dass die Brandmarken, dass das Militär mit seinen enormen schädlichen Auswirkungen auf das Klima vernichtend wirken würden. Der Schulterschluss zwischen Friedens- und Klimabewegung sei aufgrund der Klimaverschlechterungen dringend geboten. (https://www.youtube.com/watch?v=-DPYIpI0e_8&feature=youtu.be)
Die Auftaktkundgebung vor der Bundeswehrkaserne bot auch Platz für das Projekt, dass die Friedensfreunde aus Duisburg gestartet hatten. Hier vor dem Schauplatz der Kriegsführung sollte an das zerstörerische Potenzial des Militarismus erinnert werden, das aus den Erfahrungen zweier Weltkriege entstammt: „Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“ das wurde als Losung über den Zaun den Soldatinnen und Soldaten der NATO-Streitkräfte zugerufen! Wie 1933 stößt dies auch heute bei der NATO auf taube Ohren! Dieser Spruch wurde mehrmals zu Probe skandiert und vor dem faschistischen Heldendenkmal im Stadtkern von Kalkar sollte diese Anklage gegen den Krieg wiederholt werden. Diesem Denkmal der Heldenverehrung aus den verbrecherischen Weltkriegen soll hier im Stadtzentrum der Ehre erwiesen werden.
Weiter ging es mit einem Demonstrationszug und vielen bunten Fahnen der Friedensbewegung in Richtung Kalkarer Innenstadt. Vor dem Heldendenkmal am Rand der Innenstadt wurde Station gemacht. Mitten in Kalkar steht ein Kriegerdenkmal, das seit letztem Jahr Gegenstand heftiger Diskussionen ist: Auf der Rückseite des in den 30ger Jahren errichteten Steinkolosses steht ein Hitler-Zitat. Dort machte der Demozug auf seinem Weg einen Zwischenhalt und protestierte gegen die Geschichtsvergessenheit des Kalkarer Stadtrats, der sich weigert, das Denkmal umzugestalten oder gar abzureißen. (Hier als Video auf youtube)
Mit einem Aufruf an die Mitbürger wurde an den Vernichtungsfeldzug der deutschen Armeen im Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnert. Und den vielen Opfern einer militarisierten und hochtechnisierten Vernichtungsindustrie. Eberhard P. trug seine Anklage gegen den Militarismus vor und die Menschen antworteten: „Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Unsere Demonstration gegen Krieg macht in diesem Jahr hier einen Zwischenstop: 50 Meter entfernt steht ein Denk-Mal. Wir nehmen das als Aufforderung zum Denken, zum Um-Denken.
Die 80 Millionen Toten der 2 Weltkriege sprengen die Geschichte des christlichen Abendlandes. – Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Ein alter Spruch sagt: „Es ist (süß und) ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben. Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Heute sind Krankenpfleger.innen und Ärzt.innen, engagierte Einzelne überall bis auf die Rettungsschiffe im Mittelmeer die wahren Helden.- Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
1919 und 1945 blieben ungezählte Krüppel übrig, die europäische Kultur eine Trümmerwüste, nach Hiroshima die Zukunft mit Atombombe.- Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Nach Kriegsende erst neuer Aufbruch, schnell jedoch Rückfall: statt Konflikte friedlich zu lösen wieder Politik der Nationalen Interessen. Nach Erbfeindschaft Europa als Friedensvision? Planung einer Europa-Armee! Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
690 Millionen Menschen leiden an chronischem Hunger, Milliarden fehlt sauberes Trinkwasser. Die Pandemie zeigt, wie die Klimakatastrophe abgewendet werden kann.- Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Wir stehen hier für eine wahre Alternative: Frieden schaffen ohne Waffen!
Statt Drohnen und atomarer Teilhabe digitaler Ausbau an allen Schulen und für alle Kinder.- Also…
„Krieg zerstört – Nie wieder Krieg!“
Alle Teilnehmer stimmten ein in den Song von Peet Seeger
„We shall overcome some day…“
Der Skandal um das faschistische Denkmal zieht Kreise. Die Stadtführung von Kalkar und die Parteien erweisen sich angesichts ihrer Affinität zur Tradition der Wehrmacht und zur Bundeswehr und zu den Kriegsführungsphantasien der NATO außerstande, eindeutig Position gegen den Vernichtungsfeldzug der Deutschen Wehrmacht in den zwei Weltkriegen einzunehmen.
Die Auseinandersetzung um das Kalkarer Nazi-Denkmal geht weiter! Jetzt hat die Stadt Kalkar Infotafeln aufgestellt, die keinerlei Distanzierung zu dem Denkmal erkennen lassen. Wilfrid Porwol hat in entsprechender Weise – mit einem pinkelnden Hund am Fuße des Denkmals darauf geantwortet und der Historiker Ron Manheim fordert in der Rheinischen Post die Entfernung der Tafeln
Weiter ging es zum Marktplatz im Stadtzentrum von Kalkar. Rund um die Eiche auf dem Marktplatz hatten verschiedene Organisationen, die sich dem Appell zur Abrüstung verbunden fühlten, ihre Stände aufgebaut. Ein buntes Treiben war auf dem Marktplatz zu sehen. Buttons und Informationsmaterial wurde an Interessierte weitergegeben, Kaffee wurde angeboten, eine kleine Brotzeit wurde durch die angrenzenden Einzelhandelsläden zufrieden gestellt. Die Bühne war aufgebaut. Man konnte den Redebeiträgen zuhören. Durch ein Musikprogramm von Salossi, einem Songwriter und Liedermacher aus dem Bergischen nahe Köln, wurde das Prgramm musikalisch angereichert.
Das Programm mit den Rednerinnen: Marion Küpker (DFG-VK, Versöhnungsbund), Dorothee Dicke (DFG-VK Kleve) Im Besonderen verwies Dorothee Dicke, die anstelle des Künstlers Wilfried Porwohl, über die Umgestaltung des Kriegerdenkmals berichtete auf das zwiespältige Verhalten der Kalkarer Bürgerschaft zu dem faschistischen Mahnmal und den Bemühungen durch farbliche Umgestaltung dieses Geschichtsbewusstsein zu aktualisieren.
Mit der Aktion: „bunt statt braun – Denkmal umwidmen“ wurde der Gedanke der Umgestaltung des Kriegerdenkmals weiter Auftrieb gegeben. Ein Steinmetz und ein Künstler hatte von dem Kalkarer Kriegerdenkmal eine Kopie aus Steropor und brauner Farbe gestaltet. Hier war es nun möglich, dem Faschisten-Mahnmal die bunte Farbe zu verabreichen, die der Stadt Kalkar bei der Umgestaltung des Faschisten-Mahnmal im Stadtkern von Kalkar im Wege stand.
Auf einer Leinwand konnten die Kundgebungsteilnehmer ihre Kommentare zu der Mal- und Sprühaktion zu der farblichen Umgestaltung des Kriegerdenkmals hinterlassen. Über sechzehn Kommentare zum Faschisten-Denkmal, zum Teil auch fremdsprachig, wurden auf dem Transparent hinterlassen. Dazu folgende Darstellung:
Die Friedensbewegung fordert:
- Abrüstung statt Kriegsvorbereitung!
- Ende der Stationierung der US-Atombomben in Büchel, nein zu einem neuen Atombomber für die Bundeswehr, Ausstieg Deutschlands aus der Nuklearen Teil habe der NATO!
- Keine Kampfdrohnen für die Bundeswehr!
- Ende der Eskalationspolitik gegenüber Russland, statt dessen Einrichtung einer gesamteuropäischen Sicherheitsordnung, die die Interessen aller Staaten des Kontinents berücksichtigt, aufbauend auf der OSZE!
- Abbau des Zentrum Luftoperationen in Kalkar/Uedem und anderer NATO-Einrichtungen in NRW und deren Umwandlung für zivile Zwecke!
- Den Aufbau einer Friedens-Akademie in Kalkar/Uedem, die konkret zivile Konfliktlösungsstrategien und die Friedenssicherung ohne Militär weiterentwickeln und dem Frieden in Europa dienen soll!
- Stärkung der zivilen Wirtschafts- und Infrastruktur im Raum Kalkar (z.B. im Gesundheitssektor) statt des weiteren Ausbaus der Militäranlagen!
- Statt Hochrüstung soll das Geld in die Daseinsvorsorge fließen: Klimagerechtigkeit, Gesundheit, Sozialpolitik, Bildung und Kultur!