Meine Meinung zum 8. Mai 1945 – Ende des 2. Weltkriegs“, der die Welt· verwüstet hat.

75 Jahre nach der Befreiung des KZ Buchenwald ist der Schwur der Überlebenden besonders aktuell: NIE WIEDER KRIEG. NIE WIEDER FASCHISMUS ! Denn Äußerungen wie fremdenfeindliche Hetze, Morddrohungen gegen Politiker, gegen Menschen fremdländischer Herkunft oder jüdischen Glaubens sind wieder da und breiten sich in der Öffentlichkeit aus. Profaschistisches Denken findet Anklang und dringt in die Parlamente ein. Mit Parolen wie: „… das wird man doch ‚mal sagen dürfen“ wird die Meinungsfreiheit missbraucht.

Dass Deutschland 1945 in Trümmern lag und -zig Millionen Tote zu beklagen waren, kann man heute als „Vogelschiss“ bezeichnen, ohne sich unmöglich zu machen. Vergessen oder angezweifelt wird, dass von D e u t s c h e n Millionen Menschen mit Gas ermordet und verbrannt wurden. Wer trägt die Verantwortung dafür, dass Deutsche den Zweiten Weltkrieg begonnen haben und so Elend und Schaden über die Völker Europas, Afrikas und Asiens brachten?

Es gab nach 1945 eine Partei, die sich BHE, „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ nannte. Vierzig Jahre lang beherrschte das Klagen über die Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Schlesien und aus dem Sudeten!and die öffentliche Diskussion über die Katastrophe des Weltkriegs. Erst 1985 konnte der Bundespräsident Richard von Weizsäcker vom 8. Mai als Tag der „Befreiung vom Nazi-Terror“ sprechen. Dass mit dem Grundgesetz von 1949 die Deutschen die freieste Verfassung ihrer Geschichte erhielten, musste erst jahrzehntelang ins Bewusstsein geholt, gelernt und verwirklicht werden.

Deshalb sollen wir am 8. Mai die Menschenwürde und die Geltung der Menschenrechte in Deutschland feiern, besonders das Recht auf Gleichberechtigung aller Menschen und das Recht auf Meinungs- und Glaubensfreiheit. Nach 1945 haben die Vereinten Nationen gelobt, in Zukunft alle Konflikte ohne Anwendung militärischer Gewalt zu lösen. Sogar die NATO hat das in ihren Vertag übernommen. Aber wir erleben einen Rückfall in überholtes militärisches Denken: Das „Recht des Stärkeren“ und das Pochen auf militärische Macht (Atomare Teilhabe!) wird wieder gesellschaftsfähig. Deutschland, wohin? Flüchtlinge als Menschen annehmen? Wer oder was beherrscht das Denken in Deutschland? ·

In Frankreich hat die Revolution einen Nationalfeiertag geschaffen – bis heute ein allgemeines Straßenfest. Anders in Deutschland – denn: Nicht die Deutschen haben vor 75 Jahren den Nationalsozialismus überwunden oder besiegt. Selbst in der Schluss-Phase des Kriegs haben es nur in Ausnahmefällen mutige Bürger geschafft, ihr Leben und ihre Stadt vor einem Ende mit Schrecken und ultimativer Totalzerstörung zu retten. ln Ochsenfurth fiel Frauen auf, dass der Partei-Boss nachts sein Auto packen ließ. Sie alarmierten alle, die Angst hatten, dass am Ende ihr mittelalterliches, bisher nicht bombardiertes Städtchen doch noch zerstört würde. Es entstand eine mutige Gruppe, die Kontakt mit den Amerikanern aufnahm und den Befehlshabern garantierte, dass nicht bis zur letzten Patrone verteidigt wird. So blieb Ochsenfurth unzerstört.

Nein, bei uns haben die Siegermächte 1946 in den Potsdamer Beschlüssen für einen staatlichen Neuanfang in Deutschland eine Version, einen Plan der großen 5 „D“ formuliert:

D-Militarisierung: Soldaten werden zu Gefangenen. Das siegreiche Militär übernimmt erst einmal die zivile Verwaltung.

D-Entnazifizierung: Kehr-aus des Nazi-Gedankenguts und des „Wörterbuchs des Unmenschen“ – Alle Einflüsse des Nationalsozialismus sollten aus Gesellschaft, Kultur, Presse, Wirtschaft, Rechtswesen und Politik in Deutschland und Österreich entfernt werden.

D-Demokratische Organisation des Lebens: Gewaltenteilung, Regierung, Parlament, Verfassungsgericht und Neugründung von Zeitungen und Rundfunkstationen und Pressefreiheit.

D-Dezentralisierung: Neugliederung des „Deutschen Reiches“, Bundesstaat, Föderalismus.

D-Demontage: Zerschlagung der Industriekartelle, keine Rüstungsindustrie, Überlegungen im Stichwort “Morgenthauplan“ zusammen gefasst.

Vielleicht sollten wir unser Grundgesetz nicht nur juristisch benützen, sondern als eine Aufforderung zur kreativen Gestaltung eines Nationalfeiertages nehmen!